Wie kann Abwärme bewertet werden?
Section outline
-
-
Thesen
- Abwärme wird in der Regel als CO2-frei betrachtet – auch wenn dies teils durchaus kritisch bewertet wird.
- Durch die Vermarktung von Abwärme verringern sich die Anreize für (Industrie-)Unternehmen, ihre Prozesseffizienz zu steigern.
- Häufig wird von unvermeidbarer Abwärme gesprochen, um zu verdeutlichen, dass Abwärme ohnehin anfällt. Durch technologische Entwicklungen kann Abwärme, welche heute noch unvermeidbar scheint mit der Zeit vermeidbar werden.
- Ob die Erschließung einer Abwärmequelle den Weg zur Klimaneutralität unterstützt, hängt u. a. von zukünftigen Entwicklungen ab. Eine vorausschauende Evaluierung unter Beachtung individueller Randbedingungen ist deshalb im Planungsprozess unbedingt notwendig.
-
In der Regel wird Abwärme als CO2-frei - also klimaneutral - betrachtet. Dies resultiert daraus, dass mit Abwärme in der Regel unvermeidbare Abwärme gemeint ist, die so oder so anfallen würde. Im AGFW-Abwärmeleitfaden heißt es dazu:
Nun ist zu beachten, dass es sich um die Aussage eines Interessenverbandes handelt, der naturgemäß ein gewisses Interesse daran hat, den Energiebezug der vertretenen Branche schönzurechnen. Nichtsdestotrotz handelt es sich hier um eine gängige Betrachtungsweise.
Auch die Gleichstellung von Abwärme und erneuerbaren Energien im GEG oder der BEW bestärkt dies. Ganz unumstritten ist diese Sichtweise jedoch nicht. Sarah Brückner schreibt hierzu in ihrer bereits zitierten Dissertation:
Auch im AGFW-Leitfaden wird dieser Effekt genannt, aber als nicht stichhaltig bewertet:
Dabei wird deutlich: Ob Abwärme tatsächlich unvermeidbar ist, ist gar nicht so einfach zu klären. Wenn eine Effizienzsteigerung des Prozesses möglich ist, so ist zumindest ein Teil der Abwärme noch vermeidbar. Was jedoch, wenn aktuelle Technologien zwar keine Effizienzsteigerung zulassen, diese jedoch durch eine zukünftige Entwicklung möglich wird? Noch deutlicher wird dieser Effekt bei sogenannten Low-Carbon-Breakthrough-Technologien:
Eine solche revolutionäre Entwicklung und damit einhergehende drastische Senkung der Abwärmemengen könnte für die Wärmeversorgung negative Folgen haben: Besteht einmal eine Abhängigkeit von einer entsprechenden Abwärmequelle, so besteht ein Interesse des Wärmeversorgungsunternehmens bzw. der Wärmekunden an deren weiterer Verfügbarkeit. Längerfristige Wärmelieferverträge können die Versorgungssicherheit gewährleisten, gleichzeitig jedoch den technologischen Fortschritt ausbremsen.
Die Themenfelder Abhängigkeiten und Liefer- und Vertragsmodelle sind bei Abwärmenutzung – unabhängig von LCBTT – komplex und gleichzeitig sehr relevant; sie werden noch näher betrachtet.
Ob die Erschließung einer Abwärmequelle den Weg zur Klimaneutralität unterstützt, hängt also unter anderem von zukünftigen Entwicklungen ab. Eine vorausschauende Evaluierung unter Beachtung individueller Randbedingungen ist deshalb im Planungsprozess unbedingt notwendig.
-
Entwirf Deine Pressemitteilung zum Umgang mit Abwärme in Deinem nachhaltigen IT-Startup!
Stelle Dir vor, Du bist Teil des Gründungsteams eines innovativen IT-Startups. Weil Ihr Euch auf eine komplexe KI-Lösung spezialisiert, braucht Ihr große Rechenleistungen, die mit einer enormen Rechnerinfrastruktur einhergeht.
Da Ihr zum Vorreiter für ein nachhaltiges Geschäftsmodell in der IT-Branche werden wollt, ist Euch ein sorgfältiger, effizienter Umgang mit Ressourcen extrem wichtig.
Nun ist klar, dass bei den KI-Prozessen beträchtliche Energie- und Wärmemengen durch Eure gekoppelten Rechner anfallen. Ihr seid nun strategisch und kommunikativ gefordert, wie Ihr mit dieser Abwärmelast als nachhaltigkeitsorientiertes Startup nach innen wie nach außen umgeht.
Entwirf bitte eine kurze Pressemitteilung an die Lokalzeitung, die deutlich werden lässt, welchen Ansatz Ihr als Geschäftsführung fahrt!
-